Prosument- die Schüler 2.0

Unsere heutigen Schülerinnen und Schüler, die im digitalen Zeitalter aufwachsen, sind nicht mehr nur Konsumenten unserer unterrichtlichen Angebote, sondern können dank der digitalen Medien auch gleichzeitig zu Produzenten werden. Hierfür vergeben Süss, Lampert und Wijnen den Begriff „Prosument“, also die Verbindung der Worte "Produzent" und "Konsument" (vgl. Süss/Lampert/Wijnen : 2010, S. 164). Produzentinnen und Produzenten können sie durch den Einsatz verschiedener Werkzeuge werden, wie beispielsweise Podcasts, Wikis oder Weblogs. Mit deren Hilfe können sie unterschiedliche Inhalte über das Internet der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, aber auch die Inhalte der anderen Produzenten verfolgen und nutzen.

 

Für mich als Fremdsprachenlehrerin sind sowohl Podcasts und Wikis als auch Weblogs eine tolle Möglichkeit digitalen Unterricht zu gestalten.

 

In der Oberstufe denke ich da an ein Unterrichtsprojekt, welches ich in einer Jahrgangsstufe 12 im Französischunterricht schon einmal ohne den Einsatz der social media, allerdings unter Einsatz von Medien, nämlich einer Kamera durchgeführt habe. Dieses Projekt könnte man gut durch den Einsatz von Wikis verbessern.

Thema dieser Unterrichtseinheit war : „Frankophonie- gefilmte Reisereportagen durch frankophone Länder“, welches als Unterrichtsprojekt über einen längeren Zeitraum angelegt war. Nach einer kurzen Einführung in das Thema der Frankophonie, sprich, was ist das überhaupt und in welchen Ländern wird überhaupt Französisch gesprochen, wurden Schülerkleingruppen gebildet, welche sich einen Kontinent aussuchen konnten (bspw. Frankophie in Kanada, Frankophonie in Afrika, etc.). Diese Gruppen durften mit Hilfe des Internets das Thema selbständig erarbeiten. Am Ende sollte ein kleines Informationsfilmchen gedreht werden. Das Projekt war ein voller Erfolg, es entstanden tolle, informative Filme.

Aus jetziger Sicht könnte ich mir vorstellen, dieses Projekt noch einmal durchzuführen, allerdings ohne Filmsequenzen zu drehen, sondern unter Einsatz von Wikis. Jede Gruppe könnte ein Wiki für ihren Aspekt des Themas erstellen.

In der ursprünglichen Unterrichtsreihe war der Fokus bei der Vorführung der Filme auf der Hörverstehenskompetenz. Mit Wikis als Endprodukt würde sich der Fokus auf die Lesekompetenz verschieben und beim Erstellen der Wikis ganz klar auf der Schreibkompetenz, nicht wie in der ursprünglichen Reihe auf der kommunikativen Kompetenz liegen. Alle vier sind natürlich wichtige Kompetenzen im Fremdsprachenunterricht. 

Durch den Einsatz von Wikis können die Schülerinnen und Schüler einen etwas tieferen Einblick in die Funktionsweise der social media erfahren, indem sie die kleinen Beiträge erstellen und verändern, aber auch kommentieren können, anders als bei selbst gedrehten Filmen. Hierbei liegt der Aspekt auch nochmal auf der sozialen Kompetenz. Denn die Beiträge werden zusammen erstellt und können auch von Anderen in der Klasse kommentiert werden. Auch die Motivation der Schreibkompetenz kann meiner Meinung nach durch den Einsatz von Wikis erhöht werden, da das Produkt an sich greifbarer ist, da Wikis ja dauerhaft gespeichert werden können.

 

Natürlich birgt dieser Einsatz auch gewisse Risiken oder Herausforderungen.

 

In Vorbereitung des Projekts ist es allemal sinnvoll eine, optimalerweise klassen- und fächerübergreifende Unterrichtsreihe zum Thema Medien vorzuschieben. Viele Schülerinnen und Schüler gehen zwar alltäglich mit dem Internet um, suchen sich zu allen möglichen Hausaufgaben- oder Referatsthemen Material aus dem Internet heraus und googeln einfach mal nach Informationen. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob alle Schülerinnen und Schüler trotz der Tatsache, dass sie quasi digital natives sind, sich mit zuverlässiger Recherche auskennen. Haben sie überhaupt ein Bewusstsein für stimmige Informationen und im Gegenzug dessen für „fake news“ ? Wissen sie überhaupt worauf es bei einer Suche nach zuverlässigen Informationsquellen ankommt? Wenn ich da an manche Kollegen denke, bin ich mir nicht sicher, ob der lapidare Satz, von wegen „Googelt einfach mal nach Informationen“ nicht auch von einer Unkenntnis der medialen Handhabe zeugt. Sind Schülerinnen und Schüler gut mit diesem Thema vertraut, können sie in der folgenden Aufgabe auch ihre Recherchekompetenz verbessern.

Weiterhin muss natürlich gut vorentlastet werden, was denn genau Wikis sind und wie sie funktionieren und wie man damit umgeht. Auch ein klarer Arbeitsauftrag mit Richtlinien zur Erstellung erscheint mir unabdingbar. Hierbei muss natürlich ganz explizit auf das Thema Datenschutz und den Umgang mit persönlichen oder personenbezogenen Daten eingegangen werden.

 

Dann muss natürlich auch darüber gesprochen werden, in welchem Rahmen die Endprodukte, sprich die Wikis, welcher Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Soll das nur klassenweit geschehen oder soll zum Beispiel der Parallelkurs teilhaben können. Hierbei könnte man dann auch die Kommentarfunktion gut nutzen oder man könnte das Projekt gar kursübergreifend gestalten.

Oder soll gar die gesamte Internetöffentlichkeit teilhaben dürfen. Letzteres führt dann zwangsläufig zu den Richtlinien des Umgangs mit den sozialen Medien auf der Schulebene, sprich es muss genau geklärt werden, inwieweit die Gesamtlehrerkonferenz die Grenzen des Datenschutzes gezogen hat. In jedem Fall sollte jeder Lehrer versuchen, die Schülerinnen und Schüler dahingehend zu sensibilisieren, keine personenbezogenen Daten im Internet Preis zu geben.

 

Literatur:

 

Süss, D, Lampert, C., Wijnen, C.W. (2010): Medienpädagogik. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften